Stoff ABC
In diesem Online-Nachschlagewerk finden Sie Wissenswertes rund um das Thema Wohnstoffe und deren Qualitäten, Pflege und Besonderheiten.
Allover
Allover leitet sich vom englischen „all over“ ab, was in etwa „über und über“ bedeutet. So bezeichnet man eher klein gemusterte Stoffdessins, die gleichmäßig die ganze Warenbreite überziehen.
Ausbrenner
Ausbrenner sind immer Mischgewebe, zum Beispiel aus Polyester- und Zellulose-Garnen. Mit Hilfe einer Schablone werden nach dem Weben im Musterfond Chemi-kalien aufgetragen, die die Zellulose wegätzen. Übrig bleibt ein raffinierter Stoff mit einem transparenten Fond aus Polyester und einem undurchsichtigen Muster aus Polyester und Zellulose.
Ausrüstung
Ausrüstung nennt man alle Verfahren der Textilveredelung, mit denen Rohgewebe verbessert werden sollen, also zum Beispiel Antiflamm-Ausrüstung, Antimikro-bielle Ausrüstung, Antipilling-Ausrüstung, Antisoiling, Appretur, Aufrauen, Beschichtung, Dämpfen, Dekatieren, Egrenieren, Fungizide Ausrüstung, Im-prägnierung, Kalandern, Karbonisieren, Legung, Mercerisieren, Sanforisieren, Scheren, Walken.
Batist
Batist – es heißt, er sei nach seinem ersten Hersteller in Frankreich benannt – ist ein feinfädiges, leinwandbindiges Gewebe, meistens aus Baumwolle oder Leinen. Man verwendet Batist sowohl für feine Bett- oder Tischwäsche als auch für Vorhang-bahnen mit „wäschefeiner“ Ausstrahlung.
Bouclé
Bouclé – selten gibt es auch die deutsche Schreibweise Buklee – heißt im Französischen so viel wie „in Locken gelegt“. Gemeint sind Bouclé-Stoffe mit ihrer stark strukturierten Oberfläche aus vielen kleinen Schlingen. Sie können nur aus den speziellen Bouclé-Garnen hergestellt werden, die in einem eigenen Spinn- beziehungsweise Zwirnverfahren, bei dem immer wieder Fasern übereinander geschoben werden, ihr „gelocktes“ Aussehen erhalten. Der Bouclé wird häufig aus Wolle gewebt und als Bezugsstoff verwendet.
Bourette-Seide
Bei der Bourette-Seide handelt es sich zwar um reine Seide, aber um eine Abfall-seide aus den Überbleibseln der Schappe-Seiden-Spinnerei. Die Bourette-Garne sind matt, unregelmäßig und noppig und werden häufig zu Dekostoffen verwebt.
Changeant
Der Changeant – im Französischen bedeutet das Wort „wechselnd“ und auch „schillernd“ – wird in Leinwand-Bindung aus verschiedenfarbigen feinen Kett- und Schussfäden gewebt. Dadurch entsteht, je nach Lichteinfall und Blickrichtung, ein schillernder, eben changierender Farbeindruck. Eine raffinierte Wahl der beiden Farben und ein glänzendes Garnmaterial, wie etwa Seide, kann diesen Effekt noch enorm steigern.
Cenille
Chenille heißt im Französischen sowohl „Raupe“ als auch „Seidenbordüre“. Für den Veloursstoff, den wir Chenille nennen, muss zunächst ein spezielles Chenille-Garn hergestellt werden. Dafür wird eine so genannte Vorware gewebt und in Kettrichtung in schmale Streifen geschnitten. Wegen der seitlich herausstehenden, abgeschnitten-en Fadenenden sieht es ein bisschen wie eine Raupe aus – verwebt man es als Schussgarn, verleiht es dem eine samtähnliche Optik und Haptik. Der Chenille ist strapazierfähig, wärmend und meist blickdicht und kann sowohl als Dekostoff wie auch als Bezugsstoff genutzt werden.
Chintz
Der Chintz gilt als der „englischte“ aller Stoffe: geblümt, bunt, verspielt, aber tradi-tionell. Doch liegen nicht nur die Wurzeln des Wortstammes im Hindi und damit in der Ära Englands als Kolonialmacht in Indien. Denn von den Indern lernten die Briten – und eigentlich ganz Europa – die Kunst des haltbaren Stoffdrucks. Üppige Blumen-muster in leuchtenden Farben waren bis dahin im Westen unbekannt gewesen. Nach ihrem Bekanntwerden auf der Insel wurden die asiatischen Techniken und Muster jedoch rasch verändert und verfeinert. Bereits 1676 erfand William Sherwin eine Methode, die den ersten englischen Chintz hervorbrachte. Viele Textildrucker machten es ihm nach, die Londoner Themse bot ihnen damals noch das frische Wasser, das sie für den Druckprozess benötigten. Doch die Weber sahen ihre Felle im wahrsten Sinne davonschwimmen und gingen angesichts der neuen Konkurrenz auf die Barrikaden. Mit Erfolg: 172 l untersagte ein Parlamentserlass die Chintzherstellung strengstens! Doch der blumige Chintz war bereits so begehrt – sogar jenseits des Atlantiks -, dass das Verbot fünfzig Jahre später wieder aufgehoben werden musste. Chintz ist aus Baumwolle und glänzt – nicht immer, aber meistens. Der charakte-ristische Glanz wurde ursprünglich durch Polieren mit Feuerstein hervorgerufen, später mit einer Wachsschicht erzielt und wird heute durch Kunstharze oder Kalandern erzeugt.
Coordinates
Mit Coordinates – vom englischen „aufeinander abstimmen“ abgeleitet – sind Kollektionen gemeint, in denen verschieden gemusterte Stoffe zueinander passend dessiniert wurden, damit man sie beliebig kombinieren kann. Häufig werden Coordinates sogar auch mit abgestimmten Tapeten oder Bodenbelägen angeboten
Crash
Crash – eigentlich die englische Bezeichnung für „Zusammenstoß“- bezeichnet eine zerknittert wirkende Stoffstruktur, wie sie zum Beispiel dem Panné-Samt oft ver-liehen wird. Übrigens: Mit „Crinkle“ – meist im Zusammenhang mit Baumwolle gebraucht – meint man dasselbe, nur dass die Fältelung etwas feiner ist.
Cretonne
Der oder die Cretonne – es gibt auch die deutschen Schreibweisen Kretonne und Kreton – ist ein einfaches, universelles, leinwandbindiges Gewebe aus Baumwolle. Eigentlich handelt es sich um nichts anderes als um Baumwollnessel. Dennoch wird er sowohl als Rohware für die Textildruckerein häufig Cretonne genannt, wie auch als bedruckte Fertigware in Uni oder mit Musterungen. Cretonne kann als Dekostoff oder als leichter Bezugsstoff verwendet werden. Er wird zu den so genannten Stellungswaren gerechnet.
Dekostoff
Von Dekostoff spricht man bei denjenigen Einrichtungsstoffen, die sich für alle Arten von Innenraumdekorationen eignen, wie etwa Vorhänge, Wandbespannungen, Kissen, eventuell Decken und Tischdecken. Sie sind jedoch nicht als Bezugsstoff gedacht, da sie nicht die erforderliche Strapazierfähigkeit mitbringen.
Doppelgewebe
Ein Doppelgewebe ist, der Name sagt es schon, ein sehr aufwändiger Stoff aus zwei getrennten Gewebelagen, die jedoch miteinander verbunden sind und in einem einzigen Arbeitsgang am Webstuhl produziert werden. Doppelgewebe können auf beiden Seiten unterschiedliche Farben oder Musterungen haben. Die Verbindung von Ober- und Untergewebe kann durch die Bindung oder durch den so genannten Warenwechsel hergestellt werden, bei dem die Gewebe einander durchkreuzen und mal das eine, mal das andere oben liegt. Zu den Doppelgeweben zählen auch der Cloqué und der Matelassé.
Doupion-Seide
Doupion-Seide heißen genau genommen nur diejenigen Seidenstoffe, die aus Fäden von Doppelkokons gewebt wurden und kleine Unregelmäßigkeiten haben – obwohl sie aus Maulbeerseide und nicht aus Wildseide bestehen. Es kommt jedoch vor, dass auch die geflammten Shantung-Seiden so bezeichnet werden.
fadengerade
Der Begriff „fadengerade“ ist beim Zuschnitt von Stoffen wichtig: Ein Schnittbogen liegt dann fadengerade auf dem Gewebe, wenn seine Längsachse exakt parallel zu den Kettfäden, im so genannten Fadenlauf, verläuft. Um eine fadengerade Schnittkante zu erhalten, zieht man einen Faden aus dem Stoff und schneidet entlang der entstandenen Linie. Auch gerissene Bahnenkanten sind praktisch fadengerade.
Haptik
Mit der Haptik eines Stoffes meint man die Art und Weise, wie er sich anfühlt – also beispielsweise weich oder au, glatt oder flauschig. Der Begriff leitet sich vom griechischen Ausdruck für „greifbar“ her und bezeichnet all das, was wir über den Tastsinn wahrnehmen können. Neben der Optik und den Gebrauchseigenschaften gehört die Haptik zu den wichtigsten Eigenschaften eines Stoffes.
Inbetween
Der Inbetween hängt sozusagen „dazwischen“ – und genau das bezeichnet das englische Modewort für halbtransparente Stoffe. Gemeint sind Gewebe, die von ihrer Dichte her zwischen den transparenten Gardinenstoffen und den undurchsichtigen Dekostoffen liegen und praktisch beides in einem sind. Gemeint ist aber auch die trennende Funktion des Inbetweens: Als Vorhang am Fenster trennt er Licht und Schatten, als luftiger Raumteiler kann er Räume in verschiedene Bereiche unter-teilen.
Kretonne
Kretonne oder auch Kreton sind eingedeutschte Schreibweisen für Cretonne.
Moiré
Der Moiré ist ein zumeist ripsbindiger, glänzender Stoff mit einer wasserzeichen-artigen Musterung in Wellenlinien. Sie erscheint je nach Lichteinfall mehr oder weniger intensiv. Die schillernden Maserungen des „echten Moiré“ entstehen, indem man zwei Stoffbahnen übereinander legt und unter hohem Druck durch einen Walzenkalander laufen lässt. Man spricht auch von „Doublierware“ oder „Moiré antiuqe“ – jedes Stück ist ein Unikat! Es gibt auch den „unechten Moiré“, der sein Muster durch eine Gaufrage erhält. Vorsicht: Moirés aus Naturfasern oder Viskose sind nicht wasch-beständig! Beim Jacquard-Moiré wird die Moirierung als Muster in verschiedenen Bindungen eingewebt – sie ist immer dauerhaft schillert jedoch nicht.
Organza
Echter Organza ist ein hochfeiner, halbtransparenter Seidenstoff in Leinwand-Bindung, der eine gewisse Steife besitzt und vor allem für Vorhänge, Tischwäsche und Kissenbezüge verwendet wird. Generell wird der Begriff Organza heute jedoch – eigentlich fälschlicherweise – auch für Gardinenstoffe aus monofilen Fäden oder mit Folienfäden im Schuss verwendet.
Rapport
Der Rapport – im Französischen heißt „rapporter“ so viel wie „zurückbringen“ oder auch „ansetzen“ – ist sozusagen die „Mustereinheit“ eines Textildessins: Gemeint ist die Länge und Breite, nach der sich das Muster wiederholt. Beim Bindungs-Rapport geht es darum, nach wie vielen Kett- und Schussfäden sich das Bindungsmuster wiederholt. Beim Rapport eines Druck- oder auch Jacquardmotivs wird angegeben, ach wie vielen Zentimetern in Länge und Breite sich das Motiv wiederholt. Man spricht dabei auch von Längen- und Breitenrapport.
Raumhoch
Raumhoch nennt man Vorhangstoffe, die in zweieinhalb Metern Breite oder mehr produziert werden. Sie werden quer verarbeitet und aufgehängt. Man muss sie also nur in der gewünschten Abmessung abschneiden und säumen – herkömmliches Aneinandersetzen mehrerer Bahnen und unschöne Ansatznähte entfallen, weshalb man sie auch nahtlos nennt.
Scherli
Der Scherli heißt deshalb so, weil auch er geschoren wird: In ein meist leichtes Fondgewebe werden einem Muster folgend zusätzliche Effektfäden eingewebt. Sie sind aus einem fülligeren oder gänzlich anderen Material wie die übrigen und flottieren jeweils zwischen den Mustern. Später werden die Flottierungen mit einer Spezialmaschine mehr oder weniger kurz abgeschnitten und die Fäden flattern fransenartig an den Motivrändern. Im Prinzip entspricht der Scherli dem Lancé découpé, nur dass hier sozusagen die Abseite zur Schauseite gemacht wird. Man nennt ihn französisch auch einfach „Découpé“
schwer entflammbar
Als schwer entflammbar dürfen nach der DIN 4102 B1 nur bestimmte Textilien, die speziell festgelegte Kriterien erfüllen, bezeichnet werden. Sie entflammen bei Kontakt mit Glut, Funken oder offenem Feuer nicht sofort, und auch wenn sie entzündet sind, brennen sie nicht weiter, sondern verlöschen schnell wieder.
Taft
Der Taft ist ein Edelstoff, obwohl er in der einfachsten aller Bindungen, der Leinwand-Bindung, gewebt wird – aber aus feinfädigen Filamentgarnen, im besten und ursprünglichen Fall aus reiner Seide oder aus Kunstseite, wie zum Beispiel Acetat. Er hat immer einen matten und doch intensiven Glanz, der häufig, wenn man die Garn-farben mixt, auch noch changiert. Und er hat, da er sehr dicht gewebt wird, immer eine gewisse Steifigkeit, die bei jeder Berührung sofort die typischen Taftknitterfalten zeigt. Manchmal wird dabei auch mit Appretur etwas nachgeholfen.
Toile de Jouy
Das Toile de Jouy ist der vielleicht französischte aller Stoffe. Sicher ist, dass es der erste Stoff war, der weder Streifen noch Karos noch Blümchen zeigte, sondern statt-dessen kupferstichartige Bilder, wie etwa Schäferszenen, Pompeji-Motive, Chinoi-serien, Glorifizierungen des amerikanischen Unabhängigkeitskriegs oder den Flug des ersten Heißluftballons – zum Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts alles aktuelle Zeitgeistthemen. Christophe-Philippe Oberkampf und sein Bruder Frédéric, beide Stoffdrucker aus Bayern, fanden, dass dieses Sujets es wert wären, auf Stoff gedruckt zu werden. Sie hatten sich in dem kleinen Ort Jouy-en-Josas unweit von Versailles niedergelassen und produzierten dort mit einem Kupferplatten-Druck-verfahren 1770 die ersten Toiles de Jouy. Sofort wurden diese „Stoffe aus Jouy“ ein Hit – 1783 verlieh Louis XVI. der Firma Oberkampf den Titel einer „Manufacture Royale“. Bis heute sind Toiles de Jouy als Deko- und Bezugsstoffe sowie als textile Wandbespannung aus der französischen Inneneinrichtung nicht wegzudenken. Mitte der 90er-Jahre des 20. Jahrhunderts erlebten sie nochmals eine regelrechte Renais-sance, zum Teil auch in modernisierten Farbstellungen. Das klassische Toile de Jouy wurde immer auf weißen, damals aus Indien importieren Kattun gedruckt – in den typischen Druckfarben Rot und Rosa aus Krapp und Blau aus Färberwaid oder Indigo.
Trevira ®CS
Trevira ®CS ist der Markenname einer permanent schwer entflammbaren Polyes-terfaser. Sie erfüllt die Kriterien der DIN 4102 B1. Die Schwerentflammbarkeit wird durch ein verändertes Polymer erzeugt. Trevira® CS eignet sich zur Herstellung von Deko- und Bezugsstoffen, von Feinvliesen für Wandbespannungen und von Füll-fasern für Bettwaren.
Voile
Der Voile – aus dem Französischen übersetzt heißt das Wort eigentlich „segel“ – ist ein schleierartiges, federleichtes und halbtransparentes Gewebe in Leinwand-Bindung. Ein Hauch von Stoff, der – daher sein französicher Name – bei jedem Wind-hauch in Bewegung gerät. Traditionell wurde Voile hauptsächlich as hart gedrehten Baumwollgarnen hergestellt, auch aus Leinen. Heute webt man ihn häufig mit hoch-gedrehten Filamentgarnen aus Chemiefasern. Für den so genannten Voll-Voile ver-webt man hochgedrehte Zwirne in Kette und Schuss, für Halb-Voile nur in der Kette. Der Voile-Broché zeigt kleine, zusätzlich in Broché-Technik eingewebte Musterchen, der Voile quadrillé hat eine Musterung aus Quadraten. Wie auch immer – Voile ist ein idealer Gardinenstoff.